Die Kinder-Regale im Zeitschriftenladen erinnern mich manchmal an die Quengel-Zone vor der Supermarktkasse: Das meiste ist möglichst grell-bunt verpackt, und innen drin steckt wenig Nahrhaftes. Eine wohltuende Ausnahme ist der Gecko: eine werbefreie Bilderbuchzeitschrift, sehr hochwertig gemacht in Optik und Inhalt. Sozusagen ein Bio-Vollwert-Riegel unter den Kinder-Publikationen – und dabei äußerst schmackhaft! Seit mittlerweile zehn Jahren gibt ein kleines Team mit viel Herzblut und Engagement die Zeitschrift heraus. Zum Jubiläum haben wir mit einer der beiden Herausgeberinnen, Muriel Rathje, gesprochen.
Der Gecko nennt sich „Bilderbuchzeitschrift“ – was erwartet Kinder und Eltern im Heft?
Jede Menge Lesespaß für Klein und Groß! Pro Ausgabe präsentieren wir drei vollillustrierte Geschichten zum Vorlesen und Selberlesen. Dazu: Quatschgedichte, Mitmachseiten und vieles mehr. Die Geschichten im Gecko sprechen Themen aus dem Alltag der Kinder an, drehen sich mal um Tiere, sind poetisch, fantastisch, frech und humorvoll; ganz nach dem Motto des französischen Kinderbuchautors Claude Boujon: „Geschichten für Kinder sollten die Kinder amüsieren und sie zugleich anregen über das Leben nachzudenken.“
Warum heißt der Gecko „Gecko“?
Bei der Entwicklung des Magazins kamen einige gute Einfälle und ehrliche Rückmeldungen von unseren Kindern. Nicht zuletzt der endgültige Name des Magazins: Gecko. Es waren auch andere Titel im Rennen, wie z.B.: der Frechdachs oder der Lesefant!
Für wen ist die Zeitschrift gedacht?
Gecko richtet sich an Kinder von vier bis acht Jahren und ihre Eltern. Und natürlich auch an alle anderen Literaturvermittler: ErzieherInnen, BibliothekarInnen, Lesepaten. Damit beim Vorlesen keine Langweile entsteht, muss eine gute Geschichte die Leser fesseln. Sie darf nicht vorhersehbar sein.
Was unterscheidet den Gecko von anderen Zeitschriften für die Altersgruppe?
Wir widmen uns ausschließlich der Kinderliteratur und der Sprachförderung. Gecko lädt die Kinder ein in die Inhalte zu versinken und sich darauf zu fokussieren. Damit die Kinder sich uneingeschränkt auf die Geschichten konzentrieren können, gibt es im Gecko auch keine Werbung.
Sie haben im Herbst mit einer tollen Jubiläumsausgabe den zehnten Geburtstag der Zeitschrift gefeiert. Wie sind Sie damals dazu gekommen ihn zu gründen?
Ich habe meine Jugend in Frankreich verbracht. Dort gibt es eine sehr lebendige Kinderzeitschriftenkultur mit einer hohen sozialen Reichweite. Die Kioskregale sind gespickt mit hochwertigen, werbefreien Medien für Kinder. Das war damals für uns die Initialzündung zur Gründung des Geckos. Nach dem französischen Modell wollten wir eine qualitativ hochwertige Zeitschrift ohne Werbung für den deutschsprachigen Raum entwickeln.
Und auf die Jubiläumsausgabe sind wir schon ein bisschen stolz. Schließlich gab es in der Branche bezüglich unserer Lebenserwartung immer wieder große Zweifel. Die Mehrheit der Magazine in Deutschland finanziert sich über Werbeanzeigen. Der Gecko ist heute immer noch werbefrei.
Wer außer Ihnen steckt noch hinter dem Heft?
Meine Gecko-Partnerin Anke Elbel! Wir haben den Gecko gemeinsam entwickelt und gegründet. Sie ist Art-Direktorin und die Hauptansprechpartnerin für unsere Illustratoren. Darüberhinaus sind wir alle multifunktional. Anke kümmert sich um unsere Buchhaltung. Kommunikation und Vertrieb verantwortet Christina Tüschen. Als Buchwissenschaftlerin kennt sie sich in der Print-Branche bestens aus und ist unsere Expertin für soziale Netzwerke. Neben den drei Hauptakteurinnen arbeiten wir seit Jahren mit einem Netzwerk freier Lektorinnen zusammen.
Viele bekannte Autoren und Illustratoren veröffentlichen Geschichten im Gecko. Wie überzeugen Sie sie davon mitzumachen?
In der Kinderbuchszene hat Gecko einen Sonderstatus. Für Newcomer ist der Gecko ein Sprungbrett in die Verlagsbranche. Für erfahrene Autoren und Illustratoren ist Gecko ein Experimentierfeld, sprachlich und zeichnerisch, eine Bühne für neue Schreib- und Zeichentechniken. Daran stören sich gelegentlich die Erwachsenen, die ihren Kindern bei ästhetischen Fragen leider zu wenig zutrauen.
Warum ist es wichtig, dass Kinder Bilderbücher anschauen und dass man ihnen vorliest?
Bilderbücher sind für die Entwicklung des Kindes sehr wichtig. Das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern ist viel kreativer als das passive Konsumieren von Filmen oder anderen Bewegtbildern.
In einem schnelllebigen Familienalltag können Bilderbücher den Kindern zu Momenten der Ruhe und Entspannung verhelfen, wie es kein anderes Medium vermag.
Darüber hinaus bietet Gecko viele Gesprächsanlässe. Und das Wichtigste: Vorlesen sollte keine Pflichtaufgabe sein, sondern allen Beteiligten Spaß machen.
Der Gecko im Überblick
Die Bilderbuchzeitschrift Gecko erscheint alle zwei Monate mit einem Umfang von 52 Seiten. Erhältlich ist sie im Zeitschriftenhandel und online. Das Einzelheft kostet 6,80 €, ein Jahresabo (sechs Ausgaben) 38,80 €.