300 Jahre Bad Ratzes: Gastgeberin Petra Mutschlechner im Interview über ihre „Oase“

Familienbetrieb: Das Hotel Bad Ratzes in Südtirol. Petra Mutschlechner Scherer mit ihrem Mann Michael und ihren gemeinsamen Söhnen Jonas, Gabriel, Elias und Jeremies (v.r.n.l.)

Gastgeberin Petra Mutschlechner aus dem Hotel Bad Ratzes an der Seiser Alm in Südtirol und ihr Team haben einen wunderbaren Grund zum Feiern: den 300. Geburtstag! Im Jahr 1723 erhielt der Arzt Anton Schedler die Konzession, an diesem Ort unter Nutzung der mineralhaltigen Quellen ein Thermalbad zu errichten. Damit hat er den Grundstein für die lange Tradition gelegt.

Heute führt Petra Mutschlechner das Hotel Bad Ratzes in Südtirol. Seit rund 100 Jahren bereitet das Team hier den Familien ein Urlaubszuhause auf Zeit, sowohl im Sommer als auch im Winter. Doch wie ist es eigentlich, an einem solchen Ort aufzuwachsen, an dem andere Urlaub machen? Im Interview anlässlich der 300-Jahr-Feier Bad Ratzes gewährt Petra ihren Gästen private Einblicke in das Leben und den Werdegang einer Hotel-Chefin.

Liebe Petra, Bad Ratzes ist ein Teil deines Lebens, seit du Kind bist. Mit welchen drei Worten würdest du es beschreiben?

Rau, ehrlich, Oase. Eine Oase, weil man dem Alltag entfliehen kann und frei in der rauen, aber auch ehrlichen Natur die Ruhe genießen kann.

Deine schönste Erinnerung an Bad Ratzes…

Meine schönsten Erinnerungen sind wie ich mit meinen Schwestern in Bad Ratzes gespielt habe. Das „alte Büro“ war mein Haus. Der Kasten mit den einzelnen Regalen war mein Schlafzimmer. Da bin ich reingekrochen und habe mich wohlgefühlt.

Hotel Bad Ratzes in Südtirol: Gastgeberin Petra Mutschlechner und ihre Tante.
Hotel Bad Ratzes in Südtirol: Gastgeberin Petra Mutschlechner und ihre Tante Waltraud Scherlin.

Wann und warum hast du dich entschieden, in Bad Ratzes bei deinen Tanten zu arbeiten?

Bereits als Kind habe ich mich in Bad Ratzes wohlgefühlt. Es war wie ein Schloss für mich und ich war die Prinzessin. Mit 19 Jahren kam ich fast jeden Tag zu Fuß nach Bad Ratzes. Ich habe mit Tante Waltraud um 7 Uhr Kaffee getrunken und bin dann im Laufschritt zurück nach Seis. Ungefähr sechs Jahre später habe ich angefangen, mit meinen Tanten zu arbeiten. Sie waren sehr unterschiedlich, sehr anspruchsvoll, aber mir hat es immer Freude bereitet. Wie bereits viele andere Seiser und Seiserinnen habe ich hier meine ersten Schritte in der Gastronomie gemacht. Dabei habe ich mir viel von meinen Tanten abgeschaut. Sie haben mich den Umgang mit den Gästen gelehrt, aber auch Werte mitgegeben. Werte wie Fleiß, Ausdauer und Durchhaltevermögen.

Was hat sich verändert, seitdem du als junge Frau mit der Arbeit in Bad Ratzes begonnen hast?

Oh … viel … Sowohl in persönlicher als auch beruflicher Hinsicht. Ich habe auf dem zweiten Bildungsweg maturiert, dazwischen geheiratet und dann noch ein Wirtschaftsstudium begonnen. Mit meinem Mann Michael habe ich vier Söhne bekommen. Das Jahr 2018 war dann eine besondere Herausforderung für meine Familie. Meine Tanten haben mir angeboten den Betrieb zu übernehmen und weiterzuführen. Meine Schwestern haben mich dazu ermutigt, den entscheidenden Schritt zu wagen. Auf ihre Unterstützung konnte ich und kann ich zählen. So habe ich die Ärmel hochgekrempelt und das gemacht, wofür man uns eigentlich erzogen hat: fleißig zu sein.

Welche Möglichkeiten siehst du für den Tourismus und besonders für Bad Ratzes in Zukunft?

In unserer heutigen Welt gibt es viele Herausforderungen. Wir versuchen, so gut es geht im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Meine Großeltern und Tanten haben es mir vorgemacht. Ich mache es in ihrem Sinne so gut wie möglich weiter. Meine persönliche Herausforderung ist schlicht und einfach, der nächsten Generation den Betrieb zu übergeben.

Was möchtest du deinen Gästen in ihrer Urlaubszeit mitgeben?

Ich möchte den Gästen die Schönheit der Natur hier in Bad Ratzes vermitteln. Die raue Schönheit. Die Stille, die Liebe zu den Bergen, die Nähe zur Natur.

Wir danken Petra für die Bereitstellung des Interviews.

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