Theaterspielen während der schönsten Tage des Jahres: Theater im Urlaub e.V. ermöglicht seit nunmehr zehn Jahren Kindern und Jugendlichen in den Ferien ganz besondere Erlebnisse. Seit 2008 freuen sich auch Kinder im vamos Urlaub über die Workshops. Katharina Ingwersen ist Mitbegründerin und erzählt vom Verein und den anstehenden Projekten in den vamos Zielen.
Wer, wie, was ist eigentlich Theater im Urlaub?
Theater im Urlaub ist ein Verein, der Theaterworkshops für Kinder und Jugendliche dort anbietet, wo Familien ihre Ferien verbringen. Das Besondere unserer Arbeit ist, dass die Kinder in nur einer Woche ihr ganz eigenes Stück erfinden. Dazu benutzen wir hauptsächlich Methoden aus der Theaterimprovisation. Meine Kollegin Daniela Bolliger und ich verantworten gleichermaßen die künstlerische Leitung, unser Vorstand ist Philipp Hagen, der sich vor allem um die organisatorischen Dinge kümmert. Darüber hinaus haben wir mittlerweile ein Team von vielen Workshopleitern.
Was hat euch dazu inspiriert, Theater im Urlaub zu gründen?
Philipp hat mich vor nun schon über 10 Jahren nach einer Vorstellung im Theater einfach angesprochen. Er ist mit einem Kollegen aus meinem damaligen Ensemble befreundet und wir saßen nach der Vorstellung noch ein bisschen zusammen. Er fragte mich, ob ich nicht ein Freizeitangebot für seine Tochter kennen würde, bei dem die beiden sowohl gemeinsam Urlaub machen als auch seine Tochter ein paar Stunden am Tag Theater spielen könnte. Um in vamos´ Worten zu sprechen: Ihm war das Prinzip „Zeit für mich – Zeit für Dich“ wichtig. Wir hatten also von Anfang an die gleiche Philosophie wie vamos, was uns ja dann später zusammenbrachte. Da ich damals nichts Derartiges kannte, schlug ich ihm vor, es einfach selbst auf die Beine zu stellen. Sofort habe ich meine langjährige Kollegin und Freundin Daniela ins Boot geholt und so war „Theater im Urlaub“ geboren.

Ihr seid in eurer Arbeit methodisch klar ausgerichtet, in der Form und Umsetzung aber dennoch flexibel. Wie geht das?
Wir haben von Anfang an sehr viel Sorgfalt auf die Entwicklung eines theaterpädagogischen Konzeptes für Theater im Urlaub verwendet. Wir wollen Kinder und Jugendliche mithilfe bewährter Techniken der Improvisation in Kontakt mit ihrem Potenzial bringen. Die Teilnehmer erleben sich dabei als Teil des kreativen Prozesses einer ganzen Gruppe. Es geht uns dabei nicht um die Perfektion der Darbietung oder gar die Bewertung der Leistung des Einzelnen. Wir schaffen einen Raum, in dem die Kinder Entspannung und Abwechslung vom Alltag erfahren, Spielfreude erleben und positive Impulse für die Persönlichkeitsbildung sammeln können. Auf das WIE kommt es uns also an, und das kann sehr flexibel und den gegebenen Umständen vor Ort mit den jeweiligen Partnern umgesetzt werden.
2017 bietet ihr in zwei vamos Häusern, Hotel Bad Ratzes und Hotel Der Rosenhof, wieder drei Theater-Workshops für Kinder an. Wer kann mitmachen und was genau macht ihr mit den Kindern vor Ort?
In den ersten Tagen geht es vor allen Dingen ums Kennenlernen und Finden der Gruppe und das Erlernen von schauspielerischen Grundlagen auf spielerische Weise. Außerdem lassen wir die Kinder den Stoff der Geschichte erfinden. Dabei setzten wir uns aber jetzt nicht hin und denken alle scharf nach, sondern sammeln mit Improvisationsspielen mögliche Szenen und Figuren. Dann steht Mitte der Woche das Stück, das die zwei Workshopleiter aus all den Ideen zusammengesetzt haben. Dabei benutzen wir nahezu eins zu eins die Dialoge, die sich die Kinder ausgedacht haben, somit fällt das typische Auswendiglernen von fremdem Text weg. Der Spaß am Theaterspielen kann damit im Mittelpunkt stehen. Am Ende der Woche gibt es dann vor Eltern, Geschwistern und anderen Gästen die Welturaufführung, welche danach in einer kleinen Premierenfeier gebührend gefeiert wird. Mitmachen können alle Kinder zwischen 7 und 15 Jahren.
Was trägt eurer Erfahrung nach dazu bei, das Selbstbewusstsein, die Fantasie und Kreativität
der Kinder zu stärken und Impulse für die Identitätsbildung der Kinder zu setzen?
Es ist ein besonderer Prozess, der da in nur einer Woche stattfindet. Jedes der Kinder darf sich auf seine ganz persönliche Art und Weise einbringen und in der Gruppe entfalten. Uns ist ja die Erfahrung des Theaterspielens – im Sinne von „sich Ausdrücken“ – wichtiger als das sichtbare Ergebnis in Form von der Präsentation am Schluss. Die Kinder machen die Erfahrung, dass sie das, was sie gerade bewegt, in einem kreativen Prozess in Gang setzen können: Dazu gehört, vielleicht einmal in eine völlig andere Rolle zu schlüpfen oder etwas über sich zu erzählen, was ihnen sonst im Alltag nicht möglich ist. Und es ist natürlich ein unglaubliches Erfolgserlebnis, wenn man seine eigene Rolle und Geschichte geschaffen hat und das dann hinterher aufführt.

Was macht ihr, wenn die Kinder vor der Aufführung großes Lampenfieber haben?
Wir sagen immer, dass es nicht nur ganz normal ist, Lampenfieber zu haben – sondern auch ein gutes Zeichen! Wir erklären den Kindern, dass die Aufregung im Körper dazu beiträgt, dass man dann beim Spielen sogar besser wird. Der Trick ist, das Lampenfieber wie einen guten Freund zu begrüßen und sich dann immer auf den nächsten Schritt zu konzentrieren. Außerdem haben wir auch Spiele, mit denen wir den Auftritt und auch das vorherige Lampenfieber üben können.
Was empfehlt ihr Kinderbetreuern, die vor einem Info-Cocktail oder einem Auftritt „ein bisschen mehr“ als aufgeregt sind?
Genau dasselbe wie den Kindern: Statt sich gegen die Aufregung zu wehren, das Lampenfieber richtig super finden und sich darüber freuen, dass einem der Auftritt so wichtig ist und man deshalb jede Menge Energie im Körper hat, die man dafür nutzen kann.
Vielen Dank!