Josef Unterwurzacher – Replerhof

Es blökt auf der Alm. Der „Chef vom Dienst“ hat alles unter Kontrolle: Wenn sich Phinnie durch die saftigen Tal- und Alpweiden des Nationalparks Hohe Tauern frisst, gibt das schwarze Steinschaf den Takt an – während seine flauschigen Kollegen genussvoll mit einstimmen. Blööök.
„Phinnie ist das Leittier unserer kleinen Herde“, erklärt Josef Unterwurzacher. Die wuschelig-wolligen Tiere spielen in seinem Leben eine besondere Rolle. „Als ich mit 16 Jahren anfing Schafe zu züchten,
bildete ich mir irgendwie ein, sie seien cool“, blickt der heute 48-Jährige mit einem Augenzwinkern zurück. So cool, dass er früher auch oft bei ihnen in den Bergen schlief. Mittlerweile sucht er bei seinen wildlaufenden Tiroler Steinschafen Ruhe, „wenn es mir mal unten im Tal zu viel wird“.

Per Schaf verkuppelt

Familie Unterwurzacher hat auf dem Replerhof eine Menge tierischen Familienanhang. Auch dieses Pony gehört dazu.
Familie Unterwurzacher hat auf dem Replerhof eine Menge tierischen Familienanhang. Auch dieses Pony gehört dazu.

Dass seine liebgewonnenen Vierbeiner als Glücksboten glänzen würden, daran hätte Josef damals nicht im Traum gedacht – bis er Anfang der 90er Jahre Birgit kennenlernte: „Da war es um mich geschehen.“ Einen kleinen Test musste seine Auserwählte bestehen: „Ich gab mich als armer Bauer und Schafzüchter aus. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt bereits die ehemalige Bergpension meiner Eltern in Prägraten übernommen hatte.“ Mit der Schaf-Masche wickelte er Birgit ein. Sie wurde nicht nur die erste Angestellte seiner Pension, die einige Jahre später dem Replerhof wich. 1994 läuteten auch die Hochzeitsglocken im Hause Unterwurzacher.
Gemeinsam mit ihren drei Kindern – Elisabeth, Michael und Bernadett – genießen die beiden die energiegeladene Alpenidylle, die ihre Gemeinde Prägraten am Großvenediger verbreitet. Sie fühlen sich wohl. „Wir sind hier nicht am Arsch, sondern am Anfang der Welt“, zitiert Josef einen guten Freund. Er schmunzelt. Dieser salopp daherkommende Satz sagt vieles über die Philosophie des Replerhofes und seiner Gastgeber aus: Der Ursprung für Energie und Kraft liege in den Bergen, die eine Quelle des Lebens sind. Wer auf dem Bio-Bauernhof Urlaub macht, geht ein Tête-à-Tête mit der Natur ein – weitab vom Trubel einer Großstadt. Birgit zum Beispiel lässt ihre Gedanken am liebsten am Wasser schweifen, an der Isel, die hier durch das Virgental fließt.

Offen für Tradition und Moderne

Bei aller Gelassenheit und Naturverbundenheit – verschlafen und gestrig sind die Unterwurzachers deswegen nicht!

Gastgeber Portrait
Josef Unterwurzacher mit einer der beiden Töchter des Hauses.

„Tradition ist uns wichtig, wir haben aber auch immer einen Blick für die Zukunft. Zudem lernen wir viel von unseren Gästen, sie sind für uns das Tor zur Welt außerhalb unseres Tals“, erklärt Birgit. Mit ihnen reden sie gerne über Ereignisse und Themen, die über die Grenzen des Tals aktuell sind.
Nur beim Essen, da will sich Josef nicht allzu modern geben und setzt auf die regionale Speisekarte: „In den Berghütten lieber Pommes essen und das typisch Tiroler Essen verschmähen – das versteh ich nicht“, gibt er zu.

Tierische Idylle

Im Hintergrund stampfen seine Schafe mit den Hufen. Ob die Tiere wissen, dass das Osttiroler Berglamm auf den heimischen Tellern als Spezialität gilt? Egal, viel befürchten müssen sie sowieso nicht. „Als Schafzüchter bin ich heute nicht mehr so aktiv. Wenn ich welche von meinen etwa 25 Tieren verkaufe, dann nur die jüngeren. Die Älteren, die behalte ich“, beruhigt Josef und schaut rüber zu Phinnie. Das treue Leittier kaut genüsslich auf einem Büschel saftiger Alpenweide herum. Ihm schmeckt´s hier – zum Blöken gut.

Als Schafzüchter ist Josef Unterwurzacher nicht mehr so aktiv.
Als Schafzüchter ist Josef Unterwurzacher nicht mehr so aktiv.