Tipps für den Radurlaub mit Familie – Interview mit Stephan Krug

Land und Leute kennenlernen und den Charakter der Urlaubsregion hautnah spüren – das geht auf einer Radwanderung wunderbar: Man rollt entschleunigt durch die Landschaft und legt nach Lust und Laune Zwischenstopps ein. vamos Geschäftsführer Stephan Krug und seine Familie haben sich schon des Öfteren in den Ferien in den Sattel geschwungen. Im Interview gibt er Tipps, wie der Fahrradurlaub mit Kindern gelingt.

Stephan, du bist passionierter Alltagsradler und auch im Urlaub gehst du mit der Familie gerne auf Radtour. Was war eure letzte längere Tour mit den Kindern?

Das war eine Tour von Aachen an die holländische Nordseeküste. Wir sind jeden Tag 50 bis 70 km mit den Kindern geradelt und nach einer Woche waren wir nördlich von Amsterdam an der Küste.

Wie alt waren die Kinder da?

Die Jüngste war 10, die Älteste 16 Jahre alt.

Ab welchem Alter kann man deiner Erfahrung nach mit Kindern mehrtägige Touren unternehmen?

Das kommt immer darauf an. Ich kann Kinder zum Beispiel auch im Fahrradanhänger mitnehmen oder auf einem Trailerbike, das man hinten ans eigene Rad anhängt. Wenn die Kinder auf einem eigenen Fahrrad fahren sollen, dann würde ich sagen, das geht ab der ersten oder zweiten Klasse. Die Länge der Tagesetappen ist natürlich entscheidend: 30 km kann man schon mit Kindern von 6, 7 oder 8 Jahren fahren, wenn sie eine gewisse Ausdauer haben und auch im Alltag radfahren. Außerdem hängt es davon ab, wie das Höhenprofil der Tour aussieht. Wenn ich zum Beispiel auf einem Flussradweg unterwegs bin, wo es immer leicht bergab geht, oder am Meer entlang fahre – möglichst mit der Windrichtung –, dann ist das auch für Kinder im Grundschulalter machbar.

Passende Etappenlängen, möglichst keine Steigungen – worauf sollte ich noch achten, wenn ich eine Radtour mit Kindern plane?

Auf der Strecke immer gute Pausen einplanen, immer Picknick dabeihaben, hier und da abwechslungsreiche Erlebnisse einbauen. Das kann mal ein Eis sein, einen Geocache suchen oder Ziegen streicheln am Wegesrand – alles, was Kindern Spaß macht oder ihre Neugierde weckt, sie auf andere Gedanken bringt. Die Strecken bieten meistens so viel – da findet sich immer etwas, das entdeckt werden will.

Es ist wichtig, dass die Kinder nicht vier oder fünf Stunden am Stück auf dem Rad sitzen und immer nur in die Pedale treten. Kinder brauchen Abwechslung und sie brauchen ein Ziel.

Apropos Ziel: Was für Unterkünfte bevorzugt ihr als Familie auf euren Radtouren?

Ich bin ein großer Freund davon, auf Radtouren in festen Unterkünften zu übernachten und nicht eine ganze Camping-Ausrüstung mitzunehmen. Morgens das Zelt abbauen, abends wieder aufbauen und dann noch auf einem Anhänger das ganze Equipment transportieren – dagegen ist es mit festen Unterkünften doch deutlich erholsamer. Es muss nicht luxuriös sein, aber eine kleine, feine Unterkunft, die familiengerecht ist, sorgt meines Erachtens bei Eltern und Kindern für einen entspannteren Urlaub. Natürlich ist Zelten für Kinder immer ein Erlebnis – aber wenn man eine Radtour macht, hat man so viele Erlebnisse, da kann man sich am Abend auch in ein richtiges Bett legen.

Wie ist es denn mit dem Gepäcktransport: Ab wann können Kinder deiner Erfahrung nach ihre Gepäcktaschen selbst mitnehmen?

Meine jüngste Tochter war letztes Jahr 10 und sie hat all ihre Sachen selbst auf dem Gepäckträger transportiert. Man braucht nicht viel, das ist ja immer wieder das Erstaunliche auf einer Radtour. Wenn man irgendwo hinfliegt, packt man einen Riesenkoffer. Oder man lädt für den Urlaub das ganze Auto voll. Aber wenn man mit dem Fahrrad losfährt, kommt man mit der Hälfte oder einem Drittel der Sachen aus. Und es funktioniert trotzdem und man vermisst auch gar nichts. Man kann ja statt eines Gesellschaftsspiels ein Kartenspiel einpacken und unterwegs auch mal ein T-Shirt oder ein Hose waschen. Etwas schwierig ist es natürlich, all die Souvenirs und Andenken mitzunehmen, die man auf der Reise sammelt (lacht).

Woran erkennst du unterwegs, dass es Zeit wird für eine Pause?

Als Vater oder als Eltern merkt man es den Kindern einfach an, wenn sie lustloser oder auch mal ein bisschen quengelig werden. Dann weiß man, jetzt ist es Zeit für eine Pause. Am besten gibt man dann ein Ziel vor: Dieses oder jenes erreichen wir jetzt noch und da wäre ein guter Platz, um eine Pause zu machen. Das kann zum Beispiel eine Eisdiele, ein Spielplatz oder eine Badestelle sein. Pausen ergeben sich auch schon dadurch, dass die Kinder regelmäßig trinken und sich stärken sollten. Radfahren macht durstig und hungrig.

Auf das Wetter hat man keinen Einfluss – was macht ihr, wenn es mal einen Tag lang regnet?

Wir waren letztes Jahr Ende Juni, Anfang Juli unterwegs. Da war es noch recht schattig und windig in Holland. Aber das war kein großes Problem, wir hatten alle Regenkleidung dabei. Das Einzige, was uns an dem Wetter wirklich gestört hat, war, dass wir manchmal nicht gemütlich Picknick machen konnten. Aber ansonsten: Bei Regen zu fahren empfinden Kinder nicht als besonders schlimm. Man muss nur trocken und warm bleiben, dann ist Regen kein großes Drama.

Zum Abschluss: Was ist deine ganz persönliche Traumtour, die du gerne mal mit dem Rad machen würdest – egal ob mit Kindern oder ohne?

Für eine Tour mit der Familie reizt mich aktuell die französische Atlantikküste, die Île de Ré und ein bisschen Inselhopping. Und ohne Kinder: Ich hätte richtig Lust, einmal mit dem Mountainbike über die Alpen zu fahren. Eine Transalp mit dem Rad, das ist ein Herausforderung, der ich mich in absehbarer Zeit gerne stellen würde. Schauen wir mal.


Fahrradurlaub für Familien mit vamos Eltern-Kind-Reisen

Sie sind auf den Geschmack gekommen? Dann schauen Sie sich unsere Radwanderungen für Familien in FrankreichNorditalien und Süditalien an. Radeln Sie zum Beispiel durchs ländliche Apulien, von Bozen nach Venedig, entlang der Loire mit ihren malerischen Schlössern oder auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse durch das Departement Ardèche. Alle Touren sind speziell auf Familien zugeschnitten: Das Gepäck wird von Unterkunft zu Unterkunft transportiert und die Etappenlängen sind auf Kinder abgestimmt.